Private Besitzer von Renditeobjekten investieren ihr eigenes Geld, Pensionskassen das ihrer Destinatäre. Erkennen Sie einen Unterschied zwischen privaten und institutionellen MFH-Besitzern hinsichtlich Renovations-, Instandsetzungs- und Sanierungsverhalten?
Matthias Holzhey: Private MFH-Eigentümer sind eher zögerlich bei Renovationsentscheiden. Einerseits sind Sanierungen sehr kapitalintensiv und können zu längeren Mietzinsausfällen führen, andererseits erfordert der ganze Prozess viel Know-how und Vertrauen in die Baupartner. Für institutionelle Eigentümer gehören Sanierungen zum Tagesgeschäft. Liquiditätsüberlegungen sind dabei eher zweitrangig, was zählt, sind mögliche Aufwertungsgewinne und höhere langfristige Mieteinnahmen.
Gibt es einen idealen Zeitpunkt für Totalsanierung bzw. Abriss/Neubau?
Die Kosten-Nutzen-Rechnung hängt stark von der Bausubstanz, den vorhandenen Grundrissen und möglichen Veränderungen bei der Ausnützung des Grundstücks ab. Zudem spielt das erzielbare Mietpreisniveau nach Sanierung eine entscheidende Rolle. In den Städten zahlen sich Renovationen daher viel stärker aus als in der Peripherie.
Wenn irgendwo ein MFH zum Verkauf steht, bieten Pensionskassen gegen private Anleger – und sitzen meist am längeren Hebel. Hängt das auch mit dem Tiefzinsumfeld zusammen? Wird die Nachfrage nach Immobilien einbrechen und zu einem Wertverlust führen, wenn 10-Jahres-Eidgenossen wieder besser rentieren als eine Renditeliegenschaft?
Pensionskassen befinden sich aufgrund der Nullverzinsung bei Obligationen in einem Anlagenotstand, sodass sie relativ viel Geld in Immobilien investieren. Gerade an Spitzenlagen ist bei institutionellen Anlegern die Zahlungsbereitschaft für Immobilien sehr hoch. Die Preise solcher Mehrfamilienhäuser haben sich mittlerweile denn auch an das tiefe Zinsniveau angepasst. Würden die Zinsen steigen, wären schnell Wertberichtigungen von 20 Prozent und mehr zu erwarten. In der Praxis hängt aber natürlich viel von der Geschwindigkeit eines Zinsanstiegs und der Mietpreisentwicklung in einem solchen Szenario ab.
Dr. Matthias Holzhey ist im UBS Chief Investment Office verantwortlich für das Research zum Schweizer Immobilienmarkt. Er veröffentlicht u.a. vierteljährlich den UBS Swiss Real Estate Bubble Index und Prognosen zur Entwicklung der Hypothekarzinsen. Ein weiterer Fokus seiner Arbeit liegt auf Investmentempfehlungen an Kundinnen und Kunden für Schweizer Immobilienfonds. Er hat an der Universität Zürich in Volkswirtschaft doktoriert mit Schwerpunkt empirischer Makro- und Regionalökonomie.