Zinsentwicklung: Auf diese Faktoren ist zu achten | key4.ch

Diese Faktoren beeinflussen die Zinsentwicklung

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07.05.2021 | 5 Minuten

«Des einen Leid ist des anderen Freud» gilt ganz besonders für die Zinsen. Denn tiefe Zinsen stören Kontosparer, während sie Hypothekarschuldner beglücken. Über die letzten 40 Jahre hinweg konnten Hypothekennehmer aufatmen. Die Zinsen sind nämlich schrittweise gesunken und verharren aktuell auf niedrigem Niveau. Doch wie lange noch?

Das hängt von der gesamtwirtschaftlichen «Grosswetterlage» in der Welt ab – und diese ist höchst komplex. Dieser Artikel greift die wichtigsten Grössen auf, welche Immobilienbesitzerinnen und -besitzer im Auge behalten sollten und erklärt, weshalb es Sinn ergibt – trotz Grundkenntnissen dieser Faktoren – fundierte Analysen von Finanzinstituten beizuziehen.

Leitzins – der Taktgeber

Die Schweizerische Nationalbank legt den Leitzins fest. Er gibt die Marschrichtung vor. Alle Finanzinstitute, die Zinssätze anwenden, orientieren sich daran – auch wenn die Hypothekarzinsen zusätzlich von weiteren, individuellen Einflüssen abhängen.

Bei ihrer Zinspolitik verfolgt die Nationalbank zwei klare Ziele, die in der Schweizer Bundesverfassung festgeschrieben sind: Erstens muss die Nationalbank für stabile Preise sorgen, zweitens soll sie die Wirtschaftslage berücksichtigen.

Aber was ist eigentlich der Zins? Ganz einfach: der Preis für das Geld, das man sich ausleiht. Setzt die Nationalbank die Leitzinsen tief, ist es günstig, sich zu verschulden. Damit kann «billiges» Geld in die Wirtschaft fliessen, was diese tendenziell ankurbelt. Hebt die Nationalbank die Zinsen an, verteuert sich das Geld. Das kann die Konjunktur bremsen.

Inflation – eine Warnlampe

Um den Leitzins festzulegen, beobachtet die Schweizerische Nationalbank die Teuerung, sprich die Inflation. Hierzu veröffentlicht das Bundesamt für Statistik regelmässig die Inflationsraten. Diese reflektieren, wie sich die Preise verschiedener Güter in einem Warenkorb entwickeln – beispielsweise Lebensmittel, Kleider, Wohnungsmiete, Verkehr, Freizeitaktivitäten und vieles mehr.

Das Wort Inflation stammt vom Lateinischen «inflare» und bedeutet «aufblähen». Eine Inflation ist somit eine «aufgeblähte» Geldmenge, die zu steigenden Preisen und somit zu einem Kaufkraftverlust führen kann. Befürchtet die Nationalbank ein Hochschnellen der Inflationszahlen, hebt sie die Zinsen an. Damit macht sie es attraktiver, Geld auf die Seite zu legen, statt es auszugeben. Und das sollte die Teuerung stoppen.

Eine Grossbaustelle, im Hintergrund steht ein Hochhaus.
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Konjunktur – im Auge behalten

Kommt die Wirtschaft so richtig in Fahrt, wächst die Nachfrage nach Kapital. Gemäss Lehrbuch lässt das den Preis dafür steigen, also die Zinsen. Aus diesem Grund sollte man unbedingt der Konjunktur den Puls fühlen, wenn man Zinsprognosen erstellen will.

Viel beachtete Frühindikatoren dafür sind so genannte Einkaufsmanagerindizes. Sie signalisieren, ob die Einkaufsmanager der Industrie zuversichtlich in die Zukunft blicken – oder eben nicht. Besonders viel Beachtung erhält jeweils der Einkaufsmanagerindex in den USA. Denn die USA gehören zu den Konjunkturlokomotiven der Welt. Die Faustregel für Zinsprognosen lautet: Solange dieser Wirtschaftsmotor nicht auf Hochtouren läuft oder gar stottert, halten die Notenbanken die Zinsen tief.

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Markterwartungen – was denken die anderen?

Etwas mögen die Marktteilnehmenden überhaupt nicht: Überraschungen. Schliesslich hat jede Zinsänderung das Potenzial, eine Finanzierungs- oder Anlagestrategie zu torpedieren. Ergo versuchen Notenbanken in der Regel, die Erwartungen der Marktteilnehmenden zu erfüllen. Sie kommunizieren sehr langfristig und vermeiden abrupte Kehrtwenden. Während sinkende Zinsen in Wirtschaftskreisen meist gerne gesehen sind, gelten Zinsanstiege als Showstopper. Anstiege verteuern das Geld – und schmälern die Lust von Unternehmen, Investitionen zu tätigen.

Notenbankenpolitik – die USA als «Leithammel»

Die Schweizerische Nationalbank behält das Verhalten von den anderen Zentralbanken, vor allem der amerikanischen und der europäischen, stets im Auge. In der Regel folgt sie deren Verhalten. Wieso?

Verfolgen die grossen Wirtschaftsräume eine Politik des «billigen» Geldes mit tiefen Zinsen, will die Schweiz keinen Alleingang mit steigenden Zinsen wagen. Dies würde den Franken, der bei internationalen Anlegern ohnehin als sicherer Hafen beliebt ist, zusätzlich verteuern. Das wiederum erschwerte den Schweizer Exporteuern das Leben, weil ihre Produkte noch teurer würden.

Zinskurve – ein einfaches Instrument

Je nach der Fristigkeit eines Kredits fällt ein anderer Zins an. Je länger man jemandem Geld ausleiht, desto höher wird der Zinssatz ausfallen – so die allgemeine Annahme. Denn mit der Laufzeit erhöht sich das Kreditrisiko. Reiht man nun Zinssätze nach ihrer Fristigkeit aneinander, entsteht eine Zinskurve. Normalerweise dreht sich diese Kurve nach oben. Das heisst, dass die kurzfristigen Zinsen unter den langfristigen Zinsen liegen.

Interessant ist nun, dass die Zinskurve selbst einiges über die Zinsentwicklung preisgibt: Eine steile Kurve verrät, dass die Marktteilnehmenden steigende Zins erwarten. Eine flache Kurve deutet auf einen Seitwärtstrend hin. Und was, wenn die Zinsen für lange Laufzeiten unter den kurzfristigen Zinsen liegen? Dann ist die Rede von einer inversen Zinsstruktur. Sie deutet auf fallende Zinsen hin.

Somit genügt auch für Laien ein Blick auf die Zinskurve, um einen ersten Eindruck zu erhalten, wohin die Reise gehen könnte.

Der Blick fürs Ganze

Um eine aussagekräftige Zinsprognose zu erstellen, ist letztlich das Gesamtbild entscheidend. Research-Teams von Banken untersuchen dazu unzählige Marktdaten und gelangen so mittels ausführlichen Analysen und Modellen zu aussagekräftigen Einschätzungen. Es lohnt sich also, als Eigenheimbesitzer nicht nur die einzelnen Faktoren wie oben beschrieben zu kennen und zu verfolgen, sondern sich auch regelmässig anhand der Einschätzungen von Banken und anderen Finanzplayern zu informieren.

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